Tag des Artenschutzes: Honigbiene beim Anflug zum Pollen sammeln

Artenschutz bei Bienen, Wespen & Co.

in Magazin, Trends & Tipps von Christoph17 Kommentare

Am 3. März ist der Tag des Artenschutzes. Der Tag wurde 1973 im Rahmen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) eingeführt. Er wird seitdem am Tag der Unterzeichnung gefeiert. Seitdem sind weltweit Unternehmen und Organisationen aufgerufen, die Bedeutung von verschiedenen Tieren für die Umwelt zu verdeutlichen.

Im Jahr 2022 steht der Tag des Artenschutzes unter dem Motto “Recovering Key Species for Ecosystem Restoration”. Mit “Wiederherstellung von Schlüsselarten für den Erhalt von Ökosystemen” lässt es sich am besten übersetzen. In Deutschland sind die Bienen das beste Beispiel für Schlüsselarten. Wir möchten aber ebenfalls einen Überblick über einige weitere Insekten geben, die immer wieder vergessen werden und auch unter Artenschutz stehe.

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Was sind Schlüsselarten in der Biologie?

Seestern - die erste je beschriebene Schlüsselart
Ein Seestern auf dem Meeresgrund. Das erste gefundene Beispiel für eine Schlüsselart.

Der Tag des Artenschutzes dreht sich in diesem Jahr um Schlüsselarten. Den Begriff “Keystone Species” prägte 1969 der Zoologe Robert Paine. Im Deutschen wird es mit “Schlüsselarten” übersetzt, obwohl “Schlussstein-Arten” treffender gewählt wäre. In der Architektur dient ein Schlussstein, um einen Bogen oder das Gewölbe zu verschließen. Erst durch das Setzen des Schlusssteins kann die Stabilität komplett gewährleistet werden und das Bauwerk nicht mehr einstürzen.

Gleiches gilt für die Schlüsselarten in einem Ökosystem, durch die es seine Biodiversität erhalten kann. Wenn eine Schlüsselart verschwindet, verändert sich das Ökosystem sehr stark und andere Arten sterben vielleicht komplett aus. Das kann bis zu einem Kollaps des Ökosystems führen.

Beispiele für Schlüsselarten – Seesterne, Biber und Elefanten

Biber auf Baumaterialsuche
Ein Biber transportiert einen Stock zu seinem Damm.

Es gibt viele wissenschaftliche Diskussionen um das Erkennen von Schlüsselarten. Leider erkennt man die meisten Arten erst, wenn sie aus dem Ökosystem verschwunden sind. Einige Beispiele lassen sich dennoch sehr schnell erklären.

Robert Paine beschrieb Seesterne essenziell für das Überleben bestimmter Ökosysteme. Ohne sie würden sich schnell Miesmuscheln verbreiten, welche dann viele andere Arten verdrängen. Das gilt auch für viele andere Jäger wie Haie oder Wölfe, welche die Fisch-, Rothirsch oder auch Hasenpopulationen konstant halten.

Biber sind ebenfalls eine Schlüsselart, da er durch den Dammbau an Flüssen Platz für junge Bäume schafft und zudem staunasse Flächen kreiert, auf denen sich lediglich bestimmte Pflanzen ausbreiten.

Schlussendlich zählen selbst Elefanten in der Savanne als Schlüsselarten, da sie junge Triebe von Akazien fressen. Sie sorgen dafür, dass die Savanne baumfrei bleibt – eine Verwaldung wäre die Konsequenz des Fehlens, welche das ganze Ökosystem verändern würde.

Schlüsselarten in Deutschland – Bienen

Seidenbiene - Wildbiene

In Deutschland werden Bienen immer als besonders wichtige Schlüsselart ausgewiesen. Viele Pflanzenarten sind von der Bestäubung durch Bienen abhängig, was die Konsequenz aus einer Koevolution der Biene mit vielen bedecktsamigen Blütenpflanzen ist. Es kam zu einer überaus reichen Artenvielfalt, die Abhängig von den kleinen Insekten wurde. Ohne Bienen kann es zur Kettenreaktion besonderer Tragweite kommen.

Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sind 80 Prozent der 800 in Deutschland heimischen Nutz- und Wildpflanzen auf Honigbienen als Bestäuber angewiesen. Für das Sammeln des Nektars für 500 Gramm Honig bestäuben Honigbienen etwa 75.000.000 Blüten. Rund 85 Prozent der Erträge im Pflanzen- und Obstbau hängen in Deutschland von der Bestäubungsleistung durch Honigbienen ab – damit sind sie ein großer wirtschaftlicher Faktor.

Vergesst die Wildbienen nicht

Wespe auf einem Blatt
Eine Wespe bei der Jagd nach kleinen Insekten auf einem Blatt.

Neben den Honigbienen gibt es auch 585 Wildbienenarten in Deutschland, die ebenfalls nicht vergessen werden sollten. Anders als Honigbienen sind die meisten Wildbienenarten nicht in sozialen Gruppen organisiert und gehen allein durch das Leben, daher werden sie auch als Solitär- oder Einsiedlerbienen bezeichnet. 175 Wildbienenarten haben sich zudem auf das Sammeln von Nektar bestimmter Pollenarten spezialisiert, welchen sie für den Nachwuchs ihn ihren Nestern sammeln. Es gibt aber auch 135 sogenannte Kuckucksbienenarten, welche ihre Eier in die gemachten Nester anderer Wildbienen legen.

Der Lebenszyklus von pollensammelnden Wildbienen ist relativ ähnlich. Die Brutpflege ist Aufgabe des Weibchens, die auch einen geeigneten Hohlraum für den Nachwuchs sucht. Mauerfugen, Schneckenhäuser oder Erdhöhlen können als Unterschlupf dienen. In der Regel baut das Weibchen zwei Kammern, eine für die Eier und die andere als Leerzelle mit kompakten Deckel um Fressfeinde zu täuschen. Die Eier schlüpfen nach zwei bis zehn Tagen. Es braucht zwei bis vier Wochen bis sich die Larven über verschiedenen Stadien zur Puppe entwickeln und einen Kokon aus Seide spinnen. Es erfolgt die Entwicklung zur Wildbiene im Kokon, teilweise warten die Bienen bis zum nächsten Frühjahr, um aus dem Nest zu fliegen. Manche Wildbienenarten bringen aber auch mehrere Generationen in einem Jahr hervor.

Dennoch leben die meisten Wildbienen-Weibchen etwa vier bis acht Wochen. In der Zeit sammeln sie Pollen für die Nachkommen und können dabei bis zu 40.000 Pflanzen bestäuben – für eine einzelne Biene ist es auch eine beachtliche Leistung.

Unterschiede Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen

Hummel an einer Blüte
Hummel auf der Suche nach Pollen.

Es gibt immer noch viele Menschen, die Vorurteile gegen Insekten und speziell Bienen, Wespen, Hummeln oder auch Hornissen haben. Die Gründe sind vielfältig, zumeist wird ihnen aber ein aggressives Verhalten nachgesagt. An dieser Stelle zur Klarstellung: Honigbienen, Wildbienen, Wespen, Hummeln und Hornissen sind nicht aggressiv. Sie stechen lediglich zu, wenn sie sich bedroht fühlen!

Alle Wildbienen- und Wespenarten stehen unter dem Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG). Arten wie die Hornisse, die Sächsische oder Gallische Wespe sind durch § 44 BNatSchG besonders geschützt. Die Beseitigung der Nächster ist nur in Ausnahmefällen möglich.

Laut Nabu stehen dennoch etwa 46 Prozent der heimischen Wespen auf der roten Liste. Um zumindest etwas die Vorurteile abzubauen, möchten wir an dieser Stelle die Unterschiede von Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen kurz ausführen:

InsektenartGrößeAussehenStichverhalten
Honigbieneca. 1,5 cmbräunlicher Hinterleib mit gelblichen Streifen, sehr behaart, langer RüsselStachel bleibt nach Stich stecken, kann nur einmal zustechen.
Wespeca. 1,5 cmWespentaille, nicht behaart, auffällige schwarz-gelbe Streifen, kurze MundwerkzeugeStachel bleibt nicht stecken, kann mehrmals zustechen
Hummelca. 2 cmdicht behaart, braun- bzw. schwarz-weiße Streifen, langer Rüsselnicht aggressiv, sticht selten, da zu schwach.
Hornisseca. 3-4 cmauffällig schwarz-gelbe Streifensehr friedlich und greifen äußerst selten an

Vor Hornissen und Wespen haben die meisten Menschen Angst. Sie stechen aber nur sehr selten zu. Bei Hornissen wird zudem weniger Gift beim Stich abgegeben, als es bei Bienen und Wespen der Fall ist. Wespen haben im Allgemeinen einen eher schlechten Ruf, da sie keine reinen Vegetarier wie Bienen sind. Die Beutetiere sind Beutetiere sind unter anderem Fliegen, Blattläuse, Raupen und weitere Insekten. Für den Gärtner können sie daher gute und natürliche Schädlingsbekämpfer sein.

Nach der Lindenblüte beginnt für die Wespen eine Mangelzeit und sie gehen auf Futtersuche. Eiweiß können sie auch aus Wurst und Fleisch erhalten, daher sind sie unliebsame Begleiter beim BBQ, das Eiweiß brauchen sie für die Brut. Kohlenhydrate von Kuchen oder anderen Süßspeisen nutzen sie für sich selbst.

Was hilft gegen die Belästigung von Bienen, Wespen und Co.?

Hornisse - Spiegel
Eine 3 bis 4 Zentimeter Große Hornisse

Wenn ein Fluginsekt auftaucht, solltest du immer die Ruhe bewahren. Das Schlagen oder Wegschieben der Wespen, Bienen, Hummeln oder Hornissen ist zu unterlassen. Sie werden dadurch in der Regel nur aggressiver. Das Anpusten ist auch keine gute Idee, da das Kohlendioxid in der Atemluft ein Alarmsignal für die Tiere ist und sie aggressiver macht. Am besten sollten Speisen immer zugedeckt sein, damit sie nicht angelockt werden. Reste einfach sofort abräumen und vor allem in Parks offene Abfallbehälter meiden. Süßlich riechendes Parfum oder Autan zieht sie ebenfalls an, verzichten sie bitte darauf.

Eine gute Idee ist es auch, Wespen mit abseitstehenden Zuckerlösungen abzulenken – sie würden ihnen einen Futterplatz einrichten.

Um Bienen und anderen Insekten zu helfen, kannst du eine Menge tun. Es gibt Insektenhotels für fast jede Art, sie müssen nur aufgestellt oder auf dem Balkon beziehungsweise im Haus oder Garten angebracht werden. Falls du dich besonders für das Retten von Bienen interessierst, haben wir zu dem Thema einen Blogbeitrag für dich. Hoffentlich bist du spätestens jetzt von der Nützlichkeit der Schlüsselarten überzeugt und wirst in Zukunft ein wenig mehr auf die Lebewesen achten – das hilft uns allen!

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Kommentare

  1. Ich pflanze auch jedes Jahr Wildblumen oder Lavendel auf meinem Balkon an, damit die Bienen, Hummeln & Co. hier etwas finden. Derzeit besuchen mich auch viele Hummeln und ich schaue ihnen immer gerne zu, wie sie nach Nektar suchen.

  2. Ich persönlich liebe Hummeln und pflanze jedes Jahr auf meinem Balkon eine entsprechende Bienenwiese von der “Saatgut Manufaktur” (die war mal in einer Trendraider Box, nur zu empfehlen).

    1. Wir versuchen auch, jedes Jahr mehr Blühpflanzen in den Garten zu integrieren, und es ist schön, zu beobachten, wie immer mehr Insekten sich bei uns wohlfühlen.

  3. Schlafbäckchen

    Ich wohne in meiner Wohnung seit 4 Jahren, dahinter ist ein kleines Stück Wiese.
    Jedes Jahr sind dort weniger Insekten zu sehen, vor allem Schmetterlinge und Bienen. Man kann also dabei zugucken, wie das alles weniger wird. Das ist so traurig.

    1. Auf jeden Fall, bei aller Insektenfreundlichkeit. Wir hatten das vor einigen Jahren, zum Glück, als noch keine Kinder im Haus waren. Mehrere Familienmitglieder wurden gestochen, auch am Kopf, z.T. mit bis dahin nie aufgetretenen allergischen Reaktionen. Irgendwann fiel das Wespennest sogar herunter und ich bin bis heute froh, dass zu dem Zeitpunkt niemand in der Nähe war.

      1. kimpoldi

        Ganz genau-man darf nichts tun, aber man wird von Wespen tatsächlich gestochen- auch ohne Aktion. Eine Biene wehrt sich halt, wenn man drauf tritt (aus versehen) – bei Wespen ist das Verhalten schon anders.

    2. Oh ja, da kann ich ein Lied davon singen, hatten ein Wespennest direkt vor der Haustür und ein Hornissennest unter dem Dach. Aber meine Tochter liebt Bienen und ich überlege nun auch, wie ich meinen Garten bienenfreundlich gestalten kann.

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