Outdoor Mode aus Leinen: das Revival eines der ältesten Stoffe der Welt

in Lifestyle-Themen, Magazin von Tanja9 Kommentare

Die Flachs- oder Leinenfaser ist nur eine von vielen Naturfasern, die du jetzt häufiger als Material auf den Etiketten von Business-, Casual- oder Outdoor-Mode findest. Viele verbinden mit dem Leinen-Stoff vor allem Sommermode. Für heiße Tage bringen Flachs- oder Leinen-Textilien optimale Eigenschaften mit, damit du durch modische Unterstützung immer einen kühlen Kopf und Körper bewahren kannst. Diese Qualität ist ebenso gefragt bei Funktions- oder Outdoorkleidung. Aber wie wird der Leinenstoff überhaupt zur natürlichen Klimaanlage? Und was macht die Fasern oder den Stoff außerdem noch besonders? Hier haben wir die Antworten und mehr für dich.

Die Mode kommt zurück zur Natur

Mit dem immer stärker werdenden Trend zur Nachhaltigkeit kommt auch in Mode oder Modeindustrie viel Bewegung. Ausnahmsweise geht es dabei einmal nicht um angesagte Farben oder neue Schnitte, sondern um die Themen Bio oder Ökologie. Hier hat die Branche global betrachtet zweifellos viel Nachholbedarf: allen voran hoher Ressourcenverbrauch und große Umweltbelastungen aus der Bearbeitung oder Herstellung der Textilien belasten ihren ökologischen Fußabdruck. Aber nicht nur deswegen sind große Teile der Textilindustrie noch alles andere als nachhaltig.

In den letzten Jahren und Jahrzehnten entstanden ihre Erzeugnisse mit immer höheren Anteilen von künstlichen Fasern. Vor allem Bekleidung für Outdoor oder Sport ist hier bis heute ein Beispiel für Textilien, die von vielen Herstellern überwiegend oder vollständig aus Kunstfasern gefertigt werden. Kunstfasern sind letztlich nichts anderes als Chemie, die auf Basis von Erdöl entsteht. Damit ist die Öko-Bilanz künstlicher Fasern weit vom positiven Bereich entfernt. Ihre üppige Verwendung erscheint aber noch unter einem anderen Gesichtspunkt mehr als fragwürdig oder überflüssig: Denn es gibt genügend nachwachsende Bio- Materialien, die in allen Bereichen vergleichbare und teilweise sogar bessere Qualitäten aufweisen als Kunstfasern. Einige Modeunternehmen setzen schon lange Jahre ausschließlich auf Fasern aus der Natur, während andere sie jetzt erst entdecken. Dabei entstand aus pflanzlicher oder tierischer Wolle, Hanf und auch Flachs- oder Leinenstoff schon vor langer Zeit so ästhetische wie funktionale Bekleidung.

Die Vorteile von Leinen-Textilien

Flachs- oder Leinen-Textilien verdanken wir der Flachspflanze. Sie ist besonders im westeuropäischen Raum sehr verbreitet und wurde hier schon in der Antike kultiviert, um daraus Bekleidung entstehen zu lassen. Schon im Anbau zeigt die Flachspflanze außergewöhnliche Eigenschaften. Sie ist sehr anspruchslos und gleichzeitig mit einer hohen natürlichen Resistenz gegen Schädlinge ausgestattet. Praktisch bedeutet das: die Pflanzen benötigen weder Dünger noch Schädlingsbekämpfungsmittel, um regelmäßig eine sichere, reiche Ernte zu geben. Flachspflanzen eignen sich damit optimal für einen einfachen ökologischen Anbau.

Dazu entwickeln sie sich sehr schnell. Von der Aussaat bis zur Erntereife vergehen nur rund 100 Tage. Die Fasern, die hier wachsen, zählen zu den sehr langen Bastfasern. Lange Pflanzenfasern lassen sich mit einfachen Mitteln zu Textilien weiterverarbeiten. Gerade die Leinenfaser kann dabei sehr fein gesponnen werden. Dabei ist sie überdurchschnittlich glatt und schließt wenig Luft ein. Trotzdem können die Fasern viel Luftfeuchtigkeit aufnehmen – wie sie zum Beispiel entsteht, wenn du schwitzt – und diese schnell wieder an die Umgebungsluft abgeben. Das ist der bekannte kühlende Effekt der Leinenbekleidung. Weniger bekannt ist ihre umgekehrte Wirkung: In trockenem Zustand kann die Faser ebenso wärmen. Deswegen verwendet beispielsweise Hess Natur, eines der führenden deutschen Unternehmen für ökologische faire Mode, schon lange Leinenfasern für funktionale, wärmende Outdoor Kleidung. Die hat dann gleich noch mehr Vorteile:

Kleidung aus Leinen ist robuster

Eine glatte Faseroberfläche macht Leinenstoffe besonders flusenfrei. Gleichzeitig nehmen sie nur in sehr geringem Umfang Schmutz an und machen es Bakterien schwer, hier anzuhaften. Dadurch bekommen Leinen-Textilien bakterizide Eigenschaften von Natur aus mit und eignen sich daher perfekt als Bekleidung für alle Allergiker. Flüssigkeiten wie Wasser können die Textilien bis zu einem gewissen Grad ebenso abweisen, bevor der Stoff durchweicht. Ein Leinen-Stoff fühlt sich sehr sanft auf deiner Haut an. Das täuscht darüber hinweg, dass die Fasern tatsächlich eine unelastische Struktur besitzen, die sie zugleich überdurchschnittlich reißfest macht. Deswegen ist Leinen-Bekleidung sehr robust, haltbar und strapazierfähig. Ihre Qualität reicht hier sogar für den Einsatz im technischen Bereich bis hin zum natürlichen Asbest-Ersatz. Daneben finden die einzelnen Teile einer geernteten Flachspflanze noch viele weiteren Verwendungen. Jede Pflanze wird nahezu vollständig genutzt – unter anderem für die Herstellung von hochwertiger Cellulose und Papier. Hier hast du Flachs mitunter täglich in der Hand. Denn ein kleiner Teil davon steckt in jedem unserer Geldscheine.

Einzig hohe Reibung vertragen Flachsfasern schlechter. Deswegen solltest du Leinen-Textilien am besten immer nur im Schongang waschen, um ihnen den Stress eines normalen Waschprogramms mit hohen Schleuderzahlen zu ersparen. Wenn du diese Naturfaser dann trägst, wirst du feststellen, dass sie leichter knittert als andere Stoffe. Bei Alltags- oder Outdoorkleidung stört das aber kaum und unterstreicht sogar noch die natürliche Optik von Kleidungsstücken aus Leinenfasern.

Eine gute Wahl, wenn du fair produzierte Mode suchst

Bei einem verantwortungsbewussten Mode-Kauf achtest du neben dem Wohl der Umwelt aber wahrscheinlich auch noch auf mehr – Fairtrade zum Beispiel. Bei diesem fairen oder kontrollierten Handel musst du dir keine Sorgen machen, dass die Erzeuger der Fasern oder Stoffe, die du gerade kaufst, nur einen Hungerlohn für ihr mühevolle Arbeit erhalten haben. Kleidung, die ein Label oder Siegel für fairen Handel trägt, garantiert den Anbauern von Naturfaserpflanzen als Erzeuger faire Preise. Ein angemessenes Einkommen erlaubt es ihnen gleichzeitig, ihre Flächen schonender zu bewirtschaften. Verschiedene Labels garantieren dir diesen und andere Standards. Das macht die Auswahl auf der anderen Seite nicht immer ganz einfach. Bei Bekleidung aus Leinen- oder Flachspflanzen musst du dir an dieser Stelle weniger Gedanken machen, denn der Ursprung der Stoffe liegt fast ausschließlich hier im europäischen Raum, wo allgemeine gesetzliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen hiesige Erzeuger ganz automatisch viel besser schützen als ihre Kollegen in Entwicklungs- oder Schwellenländern.

Zudem ist es wieder für die Umwelt ein weiterer deutlicher Vorteil, wenn Fasern und Stoffe nicht in der Ferne auf anderen Kontinenten angebaut, weiterverarbeitet und dann hierher geliefert werden müssen. Ohne lange Transportwege sinkt der CO2-Fußabdruck jedes einzelnen Bekleidungsstücks somit deutlich. Viel zu oft wird am Ende leider außerdem vergessen, was mit Mode passiert, die niemand mehr haben will. Von einem flächendeckenden, funktionierenden Recyclingsystem ist die Textilbranche noch weit entfernt. Dadurch landet viel Mode auf dem Müll oder im Schredder. Was diese Maschinen ausspucken, ist zumindest noch für die Herstellung neuer Putzlappen oder Dämmmaterialien geeignet. Neue Bekleidung hingegen braucht aber immer wieder neue Rohstoffe. Bei Leinen-Textilien ist das nicht anders. Ihr Rohstoff ist aber leicht kontrolliert biologisch sowie regional anzubauen und vor allem sind diese Textilien am Ende ihres Lebenszyklus vollständig biologisch abbaubar! Damit geht dann noch ein weiterer Punkt an die sehr gute Öko-Bilanz von Leinen-Stoffen.

Trends muss man teilen...

Kommentare

  1. Ich fand das Haarband aus der “Feel Good”-Box mit dem floralen Muster eigentlich ganz schön. Und dann noch aus Leinenstoff… mal was anderes. Einzig das Gummiband ist etwas eng😔

  2. Oh, Leinenhosen und Röcke sind tolle Begleiter im Sommer. Ich mag das Gefühl von Leinen auf der Haut sehr.
    Langlebig und angenehm und dazu noch pflegeleicht.
    Toll wenn es ein Comeback feiert

  3. yesterday

    Wegen der Handwäsche: vielleicht dann mal mit Mischgewebe beginnen, also einfach möglichst großen Leinenanteil bei noch Waschmaschinentauglichkeit?
    Oder auch selbst was stricken, da gibts einiges mit Leinen.

  4. Aus Leinen besitze ich nur ein Oberteil, da es Handwäsche ist trage ich es nie.. viel zu aufwändig. Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen.

    1. @Kery: Viele Waschmaschinen haben aber auch ein Handwäsche-Programm, bzw. Wenn nicht kannst du ja auch einfach das schleudern weglassen. Mach ich mit meinen BHs auch immer, klappt super. Kommt dann eben noch nässer raus, aber das hast du ja bei der “normalen“ Handwäsche ja auch. Da kann man dann zB auch super die wollsachen dazu tun, damit sich die Wäsche auch lohnt.

  5. Für den Sommer habe ich schon einiges an Leinenkleidung. Super angenehm zu tragen, das einzige was ich etwas nervig finde, dass man es je nach Anlass auf jeden Fall bügeln muss, was ich sonst so gut es geht vermeide.

  6. Das mit den Geschirrtüchern klingt ja spannend. Sowas kann gerne mal wieder in der Box sein. Vielleicht als Strandtuch, Saunatuch oder Haarband…

  7. Hmmm… so auf Anhieb fällt mir direkt nur ein Kleidungsstück aus Leinen ein, das bei mir im Kleiderschrank hängt–eine Hose.

    Ich werde wohl die Klamotten nochmal genauer durchschauen, vielleicht findet sich da doch noch das ein oder andere Teil aus diesem Naturstoff.

    1. Leinen ist ein toller Stoff. Auch die Geschirrtücher die vor einiger Zeit in der Box waren liebe ich. Ich hoffe sehr dass der Stoff sich wieder durchsetzt.
      Aber ich würde persönlich nicht sagen, wie ihr oben im Text, dass es mit relativ einfachen Mitteln gemacht wird. Es sind einige verschiedene „Maschinen“ erforderlich. Alleine der Flachsbrecher muss in verschiedenen Ausführungen vorhanden sein. Immer wieder wird der Flachs mit ihnen gebrochen. Zur Flachs Ernte gibt es richtige Nachbarschaftstreffen, bei denen jede Person eine andere Aufgabe hat um den Flachs zu verarbeiten.
      Wie am Fließband. Vom hölzernen „Gestrüpp“ zur Textilfaser 😊
      Und auch andere Funktionen hat Flachs: von Leinsamen, über Leinenhemden bis hin zur Leinwand gibt es viele verschiedene Einsatzgebiete 😊
      Ich persönlich finde es sehr spannend (wie man vllt merkt 😅)
      Würde mich freuen wenn ihr öfter mal leinen verwendet 🤗

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