Von Reparaturverfahren für Bahnschienenteile über Elektroauto-Batterien zum beutelfreien Tee-Genuss: Simon Schmidt ist ein wahrer Tausendsassa, wenn es um Kreativität und Erfindergeist geht. Der junge Wirtschafts-Ingenieur betreute in den vergangenen Jahren viele erfolgreiche Projekte, hat sein Herz aber nun mit den Teaballs an die aromatische (und nachhaltige) Welt des Tees verloren. Wir haben mit ihm über die Anfänge und die Entwicklung seiner Tee-Revolution gesprochen.
Lieber Simon, wie kommt man eigentlich dazu, eine jahrzehntelange Tee-Kultur über den Haufen zu werfen und neu zu denken?
“Alles fing mit einem Schlüsselerlebnis im Jahr 2017 an: Ich war mit meiner Frau im Urlaub und wollte mir einen Schwarztee zubereiten. Aus Versehen habe ich diesen zu lange ziehen lassen und dann beim Herausnehmen den Teebeutel ganz klassisch um den Löffel gewickelt, wobei ich den ganzen Tisch vollgekleckert habe. Ich dachte mir: Das passt jetzt so gar nicht in das Bild eines idyllischen, malerischen Traumurlaubs und habe mich gefragt, ob es da nicht noch eine bessere, sinnvollere Variante gibt.”
War das die Geburtsstunde der Teaballs?
“So in etwa. Im Urlaub hat man auf jeden Fall eine Menge Zeit, nachzudenken. Als ich dann nach Hause kam, habe ich meine Schwester, die Lebensmitteltechnologin ist, gefragt, ob es schon eine Methode gibt, das Beste aus der Pflanze zu gewinnen. Sie hat mir dann ein Pulver aus Minzextrakt mitgebracht, das vom Aroma her unglaublich intensiv, aber eben auch schwer zu dosieren war. In der Blindverkostung unter Freunden haben diese Extrakte die normalen Teebeutel um Längen gewonnen. Jetzt mussten wir es nur noch in eine andere, praktischere Form bringen.”
Wie habt ihr dann die ersten Teaballs hergestellt?
“Ein Freund hat aus dem asiatischen Bereich eine Tablettenpresse besorgt, damit habe ich dann meine ersten Versuche gemacht, dieses Extraktpulver in Tablettenform zu pressen. Fazit: Das funktioniert so gar nicht! Die Maschine hat sich verklebt und verhakt – da war die Motivation erstmal dahin und die Maschine landete in der Ecke. Erst ein Jahr später habe ich mit einem Techniker die optimalen Herstellungs-Bedingungen herausgefunden. Unser Gedanke: Es ist war mega kompliziert und komplex, aber zumindest in der Theorie könnte es funktionieren. Über eine Crowdfunding-Kampagne konnten wir dann die ersten Spender produzieren. Danach ging alles relativ schnell.”
Wann hast du gemerkt, dass deine Idee der Tee-Pastillen gut ist?
“Am Anfang haben wir durch ein professionellen Institut eine Marktforschung in Gang gesetzt und da wurde das beste Ergebnis seit Bestehen des Instituts eingefahren. Das hat uns gezeigt, dass es eine echte Revolution für die Menschen darstellt: Tee ohne Beutel und ohne Filtrierung – nur das pure Aroma. Meine wichtigste Kritikerin war meine Frau, die gegenüber Tee sehr kritisch ist und jetzt regelmäßig Teaballs konsumiert. Zudem ist der Zuspruch aus dem Einzelhandel enorm. Unsere erste große Auslieferung hatten wir an die Drogeriekette Müller. Nun wollen wir die Teaballs nachhaltig in den Supermarkt um die Ecke bringen.”
Da du gerade schon „Nachhaltigkeit“ ansprichst – wie und wo kommst du mit dem Thema in Berührung?
“Wir arbeiten möglichst so, dass wir keinen Müll produzieren. Auch wenn es mich etwas ärgert, dass wir bisher noch keine nachhaltige Lösung für den Spender gefunden haben, gibt es zumindest die Nachfüll-Packs und die neuen Sorten nur in Glasflaschen. Allerdings finden 5 von 10 Kund*innen den Spender immer noch sehr attraktiv, sodass er an sich auch seine Daseinsberechtigung hat. Wir hoffen auf die Möglichkeit, hier einen biologisch abbaubaren Kunststoff zu finden, sodass wir uns bei der Verpackung noch weiter entwickeln können. Abgesehen davon spielen die Themen Recycling und Ressourcen-Schonen natürlich eine große Rolle. Wir bauen schon die ersten Teesorten selbst an, sodass der Weg vom Ernten bis zur Verarbeitung nur wenige Stunden bis Tage dauert. So sparen wir zum einen unnötige Transportwege und schaffen zum anderen den vollen Teegenuss. Wir freuen uns, wenn wir es in naher Zukunft schaffen, den Eigenanbau so weit zu treiben, dass die komplette Pflanze verwertet werden kann.”
Da sprichst du ja schon künftige Pläne an. Was für nächste Ziele hast du dir mit Teaballs noch gesetzt?
“Wir wollen natürlich sukzessive die Sortenvielfalt erhöhen und die Kompetenz der „Teaballs 2.0“, also unserer naturtrüben Sorten, ausbauen. Hierbei handelt es sich nicht um die reinen Pflanzenextrakte, sondern um die gesamte Pflanze: die reine Blüte, das reine Blatt, alles von der Pflanze wird in einem speziellen Verfahren zerkleinert und gepresst. Dadurch können wir die ganze Pflanze verwenden und haben nebenbei auch den ersten „naturtrüben“ Tee auf den Markt gebracht. Bisher läuft dieser unter der Sorte „ Rothenberger Kräutermix“, aber eine Winter Edition und andere Sorten werden bald folgen. Die Teaballs sollen ein Produkt werden, dass die Massen erreicht und auch in Supermärkten und Drogerien für alle zu haben sein soll. Was mir zur (nachhaltigen) Perfektion noch fehlt, wäre ein kompostierbarer Spender mit Samenkorn: Tee aufbrauchen, Spender einpflanzen und seine eigenen Kräuter anziehen. Ein weiteres Ziel ist der Ausbau unseres regionalen Netzwerks: Wir arbeiten bereits mit vielen lokalen Unternehmen und einer Behindertenwerkstatt zusammen. Unser Anspruch ist es, dass die Firma in der Region ein Arbeitgeber wird, wo jeder stolz ist, Teil von dem Teaballs Kosmos zu sein.”
Warum sollten wir anfangen, herkömmlichen Tee gegen die Teaballs zu tauschen?
“Wir möchten das zeigen, dass das Beste aus der Pflanze, von Ingwer, Fenchel oder Salbei, so viel besser schmeckt. Viele kennen das gar nicht mehr, richtige Teebläter aufzubrühen. Wir versuchen, zu den Wurzeln zurückzukommen. Die Natur hat so unglaublich leckere Tees, da braucht man nicht total ausgefallene Mix-Sorten, wo man am Ende die einzelnen Nuancen eh nicht mehr herausschmeckt. Aber wir müssen noch viel Zeit investieren und Tee trinken, bis wir noch mehr Teeherzen höher schlagen lassen können.”
Auf den Geschmack gekommen? Mit dem Code TEARAIDER20 erhältst du noch bis zum 31.01.21 20 Prozent Rabatt auf deinen Einkauf im Teaballs Shop. Der Mindestbestellwert liegt dabei bei 20 Euro.
Trends muss man teilen...
Kommentare
Tolles Interview und auch eine interessante Variante für die Zubereitung von Tee. Ich hatte die Teaballs (Kamille) in meiner Box und habe sie getestet.
Kalt haben sie sich entgegen der Angaben nicht komplett aufgelöst und es war vom Geschmack auch sehr dünn, obwohl ich schon 2 Pastillen mehr in die Wassermenge gegeben habe.
Heiß haben sie sich aufgelöst und waren vom Geschmack auch gut.
Ich gehöre aber noch zur Generation loser Tee und so wären die Teaballs eine Lösung für mich für die Reise.
Ich liebe Tee und probiere immer wieder was neues aus, sowie auch Teeblumen, aber diese Teeballs klingen auch interessant.
Danke für das Interview! Ich finde es immer wieder spannend, die Hintergrundgeschichten zu den Produkten zu erfahren.
Diese Teaballs klingen grundsätzlich interessant. Bestimmt ne gute Sache für das Büro oder wenns schnell gehen soll.
Aber ich glaube, mir würde der gemütliche und ruhige Teil fehlen, den Tee aufzubrühen und ziehen zu lassen/dabei zu zu sehen.