Gründerinnen im Interview: Marie Galinsky-Schild vom Recycling-Schmucklabel Oh Bracelet Berlin

in Magazin von Christoph25 Kommentare

Im mittleren Management und auf Spitzenpositionen in mittelständischen wie großen Unternehmen sind Frauen in Deutschland im internationalen Vergleich unterrepräsentiert. KfW-Reaserch gibt an, dass 2020 rund 16,8 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen von Frauen geführt waren. 2013 war das bisher stärkste Jahr, aber seitdem ist die Quote um 3 Prozent gefallen. Rahmenbedingungen wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Rollenbilder in der Gesellschaft und die Unternehmenskultur können Gründe sein, warum Frauen in Führungspositionen nicht stärker vertreten sind.

Marie – Gründerin von Oh Bracelet Berlin

Die KfW sieht derzeit eine zurückhaltende Gründungsaktivität bei Frauen als Hauptgrund für den Rückgang der Quote. Aus dem Grund haben wir uns bei TrendRaider dafür entschieden, im März eine Firmengründerin zu interviewen, die ihre Erfahrungen bei der Umsetzung der eigenen Idee schildert. Marie Galinsky-Schild hat 2015 Oh Bracelet Berlin gegründet und stellt seitdem Armbänder, Bracelets, Knotenringe und Ohrstecker aus recyceltem Edelstahl her. Im Interview schildert sie ihre Intentionen für die Firmengründung und spricht über Probleme sowie Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert war.

Du fertigst seit deiner Kindheit Armbänder – was fasziniert dich daran und was führte zur Gründung des Labels Oh Bracelet Berlin? 

Freundschaftsbracelets von Oh Bracelet Berlin
Die Bracelets des Recycling-Schmucklabels

Meine Motivation war von Anfang an, hochwertige Armbänder in Verbindung mit einer persönlichen Message oder Erinnerung anzubieten. Mit Oh Bracelet Berlin möchte ich vor allem glückliche Momente schaffen und Produkte aus recycelten und umweltfreundlichen Materialien entwickeln. Die Menschen sollen sich miteinander verbunden fühlen, daher möchte ich die Armbänder auch möglichst selbst herstellen.

In den 90ern waren Freundschaftsarmbänder, die in jeder erdenklichen Farbe mein Handgelenk zierten, der letzte Schrei. Zusammen mit meiner großen Schwester haben wir sie damals aus Wolle hergestellt und an Freundinnen und die Nachbarskinder verschenkt.

Als Kind war ich oft im “Geschenkidee”-Laden meiner Mom, um nach der Schule ein bisschen mitzuhelfen, all die besonderen Kleinigkeiten zu bewundern und die Kunden beim Einkaufen und auf der Suche nach einem Geschenk für einen lieben Menschen zu beobachten. Aus meiner Passion fürs Armbänderknüpfen in Verbindung mit dem Thema „Schenken“, das mich von klein auf begleitet, wurde 2015 mein Label Oh Bracelet Berlin geboren.

Die Armbänder produzierte ich mit meiner Mutter zusammen in vielen bunten Farben, jedoch aus robustem Nylonband und somit wesentlich haltbarer, mit einem vergoldeten Herz-Anhänger aus recyceltem Edelstahl. Freundschaftsarmbänder im Doppelpack an einer Karte waren mein allererstes Produkt und inzwischen haben diese mehr als 50.000 Freundschaften besiegelt. Eins für dich, eins für mich – das war die Idee dahinter.     

Wurdest du als Frau bei der Gründung eines nachhaltigen Schmuck-Labels belächelt? 

Vergoldeter Schmuck aus Edelstahl
Hochwertige Vergoldung von Oh Bracelet Berlin

Sicherlich war es nie so leicht wie heute, in Zeiten des Internets Firmen zu gründen. Ich glaube, für viele Frauen liegt der Reiz in einem eigenen E-Business in der Möglichkeit der Vereinbarkeit von Job, Familienleben, Selbstverwirklichung, Geld verdienen und der Wunsch ortsunabhängig arbeiten zu können.

Gerade im Bereich Food, Mode, Bloggen oder Handwerk zeigen starke, talentierte und kreative Frauen seit vielen Jahren, welch großartiges Potenzial in ihnen steckt. Doch noch immer erlebe ich, dass sie nicht so selbstbewusst hinter ihren tollen Geschäftsideen stehen, wie ihre männlichen Kollegen. Die Ursache dafür ist meiner Meinung nach, dass Frauen, die besonders erfolgreich sind, uns gerne als “Powerfrauen” in den Medien präsentiert werden. Diese Spezies Frau scheint alles zu erreichen und nahezu mühelos Familie, Sport, gesunde Ernährung, persönliche Weiterentwicklung und Business unter einen Hut zu bringen und niemals müde zu sein.

Wir Frauen sind daher oft viel zu perfektionistisch, gehen hart mit uns selbst ins Gericht. Lieber setzen wir eine Idee gar nicht, anstatt halbherzig um. Kommen dann von Familie und Freuden gerade zu Beginn wenig Zuspruch und Support oder werden ihre Businessideen sogar noch belächelt oder als „ganz hübsch“, aber wenig lukrativ abgetan, so kann dies schon sehr verunsichernd auf junge Gründerinnen wirken.

Als ich nach der Geburt meines Sohnes meinen Job als freie Fotografin, von dem ich prima leben konnte, an den Nagel hing, gab es auch nicht nur Zuspruch von allen Seiten für meine “gebastelten Armbänder.” Die meisten negativen Stimmen verstummten jedoch ein Jahr später, als ich meine ersten Mitarbeiter einstellte.

Was mir all die Jahre sehr viel Kraft und Halt gegeben hat, waren die anderen drei Unternehmerinnen aus meiner Mastermindgruppe. Ich kann nur empfehlen, sich einer solchen Gruppe anzuschließen. Insgesamt bleibt wirklich zu hoffen, dass sich dieses Bild von der weiblichen, gründenden Frau/ Mutter bald noch mehr wandeln wird.      

Hast du einen grünen Daumen für Balkon- oder Zimmerpflanzen?

Der grüne Balkon der Gründerin
Der Balkon von Marie

Ich liebe meine Zimmerpflanzen und habe einige grüne Mitbewohner. In meiner Küche erfreuen sich viele verschiedene Palmen, Kakteen und riesige Monsteras bester Gesundheit. Tatsächlich hat mich die Blattform von Monsteras auch schon zu Ohrsteckern in Blattform inspiriert.

Im Sommer nutze ich in den französischen Balkon meiner Berliner Wohnung zum Anbau von Sonnenblumen, Lavendel, Minze und Margeriten. Ich versuche bei der Auswahl eine gute Mischung aus bienenfreundlichen Pflanzen und aromatischen Küchenkräutern, mit denen ich  gern vegetarisch koche, zu treffen.      

Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich und für deine Arbeit als Schmuckdesignerin?

Ich arbeite seit 2015 mit recyceltem Edelstahl und lege hohen Wert auf eine umweltfreundliche und plastikfreie, FSC-zertifizierte Verpackung unserer Versandprodukte.

Die FSC-zertifizierte Verpackung von Oh Bracelet Berlin
Die Verpackung von Oh Bracelet Berlin Schmuck

2021 wollte ich einmal mit einem neuen Produkt unseren Anspruch in Sachen Nachhaltigkeit und Langlebigkeit auf ein anderes Level heben. Inspiriert vom amerikanischen Permanent Bracelet-Trend entwickelte ich die noch hochwertigere Version vom Freundschaftsarmband: Unsere Eternal Bracelets.

Die permanenten Armbänder werden speziell auf das Handgelenk der Kundin konfektioniert und am Arm der Kundinnen und Kunden verschweißt. Da sie keinen Verschluss haben und für immer am Arm verbleiben – sofern man das möchte – sind sie Freundschaftsarmbänder oder Partnerschmuck für die Ewigkeit. Und genau das macht sie so besonders. Sie sind ein Symbol für etwas, das dauerhaft Bestand haben soll; wie die innige Verbindung zwischen zwei Menschen.

Damit unsere Eternal Bracelets immer anbehalten werden können, arbeiten wir mit einer sehr dicken Mehrfachvergoldung, die gegenüber herkömmlichen Modeschmuck bis zu 100-mal langlebiger ist. So sind sie unzerstörbar und müssen weder abgelegt, noch ständig neu gekauft werden. Das schont Geldbeutel und Ressourcen. 

Erfahre mehr über Oh Bracelet Berlin

Facebook
Instagram
Webseite

Trends muss man teilen...

Kommentare

  1. Belli

    Diese Sachen sehen ja wunderbar aus. Ich mag solche Kettchen, da man sie nicht runternehmen muss. Sie scheinen sehr alltagstauglich zu sein.

    1. Ich finde die Armbänder auch ganz hübsch. Neutral ohne Deko-Herz finde ich sie allerdings besser. Ist mir sonst fast ein bisschen zu kindlich.

  2. Judith

    Ich habe grad mal auf der Seite von Bracelet Berlin geschaut, sie haben schon bereits für nur 19,00 Euro sehr schöne filigrane Armkettchen und schöne Knotenringe für 15 Euro. Also wäre es durchaus denkbar davon mal etwas in der Trend-Raider Box zu haben. Wäre doch sehr schön :-) Zumindest ich persönlich würde mich darüber freuen, da ich immer Armkettchen oder Bänder tragen. Aber das sieht sicher jeder anders ;-).

    1. Da wird es auch keinen Gutschein geben, kimpoldi. Nicht alles was hier vorgestellt wird, landet auch in der Box.
      Es ist Werbung für das Unternehmen.

      1. Author

        Hallo kimpoldi und Emma,

        Das Produktmanagement-Team hält den Kontakt zu Marie – sie sprechen des Öfteren über verschiedene Aktionen. Bisher ist noch nichts konkretes geplant, aber was nicht ist, kann noch werden. Ich kann daher zu dem Thema nichts verraten.

        In der Redaktion haben wir uns auf jeden Fall gefreut, dass sich Marie so viel Zeit für ein ausführliches Interview genommen und uns sogar Bilder von ihrem Balkon gegeben hat. Die Entscheidung für das Interview kam insgesamt recht kurzfristig und Marie war eigentlich auch arbeitstechnisch ziemlich ausgebucht. Wir haben uns auch über die Offenheit zur Firmengründung gefreut – das ist bei Gründern nicht immer selbstverständlich.

        Der Werbeaspekt spielte für mich bei der Erstellung eine sehr untergeordnete Rolle, was man auch an den Fragen des Interviews merkt – denke ich.

      2. Um was geht es in dem Beitrag, einen Grundkurs in Firmengründung oder einen Shop einer breiten Masse vorzustellen. Letzteres ist nichts anderes als Werbung, zugegeben etwas privater durch den Blick auf den Balkon. An Werbung ist doch nichts schlechtes, schließlich geht es darum den Schmuck zu verkaufen, oder nicht?
        Es ist ein Wirtschaftsunternehmen, genau wie Trendraider, denke ich.

      3. Ja, natürlich ist das Werbung, auch wenn das Interview über persönliche Kontakte entstanden, ein Bild vom Balkon enthalten und das persönliche Verhältnis der Gründerin zu Grünpflanzen erörtert wird 😊 Ist ja auch legitim, TrendRaider kann werben, für wen es will, aber man kann das Kind ruhig beim Namen nennen.

      4. kimpoldi

        Die Antwort von Christoph gibt ja doch ein bisschen Hoffnung auf eine Koop mit dem Shop. Werbung darf sein, solange es so informativ vermittelt wird. Grüße

      5. kimpoldi

        Ich weiß, aber 1. darf man träumen und 2. hatten wir schon oft Gutscheine von “Partnern” in der Box von denen nix direkt in der Box landete. Finde ich soweit nicht schlimm- aber gerade beim Wein fand ich es extrem schade… ein Fläschchen Bio Wein hätte mich sehr gefreut. Aber mein Bruder hat den Gutschein auch gern genutzt…

  3. Gast

    Vielleicht ist ja was günstigeres aus dem Sortiment mal in einer Box. Gibt ja z.b. Ohringe für 19,00 € oder Freundschaftsambänder für 25,00 €.

  4. Stargazer

    Danke für das Interview. Und die tollen Armbänder dürfen natürlich gerne auch mal in die Box wandern. Würde super zum Tag der Freundschaft im Juli passen 🙂

    1. Da kostet eins 69 Euro! Glaube ich nicht, dass es in der Box landet.
      Wer es braucht, bitte schön.
      Schmucklabel gibt es doch wie Sand am Meer. Für mich, könnte es in der Arbeit eh nicht tragen, ist es Tinef.

      1. antegri

        Ich finde das Interview sehr gut nur leider sind die schönen Sachen auch immer sehr teuer…. wenn schon keines der schönen Dinge im die Box wandert, dann vielleicht ja ein Gutschein 😉

      2. Stargazer

        Zum Glück liebe Emma gibt es viele Schmucklabel, da Geschmäcker ja bekanntlich verschieden sind. Ich persönlich würde mich darüber freuen, sonst hätte ich das ja nicht geschrieben 😉

      3. Ich würde den Schmuck jetzt nicht so abwertend bezeichnen, stimme dir aber insofern zu, als dass man den Produkten ihren hohen Preis nicht unbedingt ansieht. Daher würde ich es als Boxinhalt in Ordnung finden, aber eher nicht selbst kaufen.

      4. Wenn ich es richtig sehe, kostet nur das “eternal bracelet” 69€ – das wird dir im Laden passgenau ums Handgelenk geschweißt und du kannst es danach nicht mehr abnehmen. Die Idee finde ich total skurril – spätestens bei der Gartenarbeit würde es mich stören. Ist wohl eher was für Stadtmenschen. Die normalen Armbänder sind aber wesentlich günstiger. Vielleicht ist ja doch mal eins in der Box.

Schreibe einen Kommentar