Abschied des Fair Fashion Labels – Schließung von Studio JUX

in Magazin von Jana19 Kommentare

Nachhaltigkeit in der Mode zahlt sich leider nicht immer aus. Wenn einer der frühesten Vertreter der “Sustainable Fashion” in Deutschland dichtmachen muss, ist das ebenso tragisch wie bedauerlich. Dem Vormarsch der “Fast Fashion” und der umweltschädlichen Wegwerf-Milligmode etwas entgegenzusetzen, sollte sich eigentlich auszahlen. Das Team vom “Studio JUX” wurde jedoch von einem Bürgerkrieg, einem Erdbeben und einer weltweiten Pandemie kalt erwischt.

Kurze Vorstellung Studio JUX

Das Unternehmen “Studio JUX” startete 2008 ins Mode-Business. Das Credo lautete damals, Mode solle Spaß machen und für jeden erschwinglich sein. Der Name wurde bewusst so gewählt: JUX steht für Spaß oder Witz. Firmengründer Jitske Lundgren traf bei einer Indien-Reise auf einen Mann, der von Kopf bis Fuß lila eingefärbt war. Er arbeitete in einer Kleiderfabrik und stand buchstäblich den ganzen Tag in Färbebottichen. Mit diesem Augenöffner im Kopf nahm Lundgren sich vor, einiges an der Modebranche zu verändern.

Alles, was auf der Webseite und in den City-Stores von Studio JUX hergestellt wurde, entstand in eigenen Manufakturen in Kathmandu, Nepal. Es schloss sichere und gesundheitsverträgliche Arbeitsbedingungen für Männer und Frauen, gleiche Löhne und Spaß bei der Arbeit ein. Hergestellt wurde nachhaltige und Fair gehandelte Mode, für deren Kauf man sich nicht schuldig fühlen musste. Bei JUX gab es schon früh Jeans aus recycelten Garnen, vegane “Seiden”-Outfits oder handgemachte Keramik-Produkte.

Die Geschäfte liefen gut, auch wenn mancher dem JUX-Team Naivität bescheinigte. Pioniere in einer umkämpften Branche müssen mit solchen Anmerkungen leben. Jeder muss sich seinen Platz in der Modebranche erkämpfen. JUX nahm an den ersten Modemessen für nachhaltige Mode teil und war einer der ersten nachhaltigen Hersteller, die an der “Amsterdam Fashion Fair” teilnahmem. Die niederländische Königin Maxima gratulierte zum Gewinn der “Green Fashion Competition”. Es lief gut. Preise und Auszeichnungen häuften sich.

Gründe für die Schließung

Mittlerweile ist nachhaltige Mode gefragter den je. Das JUX Team hatte daran einen Anteil und ist stolz darauf. Aber es gab auch Probleme – beispielsweise in Nepal. Da dort ein Bürgerkrieg ausgetragen wurde, wurde permanent der Strom abgestellt. Das legte die Nähmaschinen der Nepali-Näherinnen lahm. JUX unterstützte die Nepalis nach dem schweren Erdbeben des Jahres 2015 durch Crowdfunding-Kampagnen. Das JUX-Team besorgte medizinische Hilfsgüter, Lebensmittel und finanzierte den Wiederaufbau zerstörter Häuser für ihre Angestellten und deren Familien. 

Dass JUX nun aufgibt und allen Beteiligten an ihrer Mission dankt, ist tragisch. Die Stores in Amsterdam und Utrecht wurden im Januar 2022 geschlossen. Die Corona-Pandemie mit ihren wirtschaftlichen Einbrüchen brach dem erfolgreichen Unternehmen letztlich das Genick. Es war einfach eine Katastrophe zu viel.

Blick in die Zukunft

Ganz düster sind die Perspektiven aber nicht. Die Manufaktur in Nepal wird weiterhin nachhaltige Kleidung herstellen. Gelernt ist gelernt – und die Familien müssen ja weiterleben. Die “Studio Jux Foundation” wird ebenfalls weiterbestehen, um die Botschaft von nachhaltiger und Fair Trade-Mode weiterhin in die Welt zu tragen. Die Manufaktur wird zukünftig von Tzering Gurung and seinem erfahrenen Team nepalesischer Mitarbeiterinnen geleitet. So ist die Idee, die am Anfang hinter Studio JUX stand, keineswegs am Ende. Es geht weiter.

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Kommentare

  1. kimpoldi

    oh, gerade jetzt, da die Maskenpflicht fällt, brauche ich ganz viele Onlineshops. Mir ist der Kontakt zu Fremden das Risiko nicht wert. Werde erstmal nur online bestellen. Schade, würde ich jetzt gerade sehr gern nutzen…

  2. Bettina ♡

    Das tut mir so leid für alle Beteiligten. Ganz viel Kraft in der schweren Zeit und viel Erfolg für den weiteren Weg von meiner Seite.

  3. Schlafbäckchen

    Das ist wirklich schade. Ich konnte leider nie einen Store besuchen, hätte es aber gerne mal getan. Wünsche allen Beschäftigten alles Gute.

  4. kimpoldi

    Das ist sehr tragisch… habe ich schon vor ca. 2 Wochen gelesen. Wollt dann auch noch einmal dort bestellen… aber irgendwie war mir dies zu unsicher… schade drum :(

    1. Ja, gerade im lokalen Einzelhandel wird es einem besonders deutlich vor Augen geführt. Die Vielfalt an Geschäften hier vor Ort hat sich deutlich reduziert.

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